Hohe Energierechnungen bescheren Polizeibesuch: Die Polizei arbeitet in British Columbia mit Stromversorgern zusammen.
Die Indooraufzucht ist energieaufwändig. Wer in der westkanadischen Stadt Surrey eine hohe Stromrechnung hat, steht unter Verdacht. Denn seit die lokalen Behörden in Erfahrung brachten, dass für den Anbau von Cannabis viel Energie nötig ist, studieren sie die Rechnungen des Energieversorgers BC Hydro besonders aufmerksam. Das ist ihnen seit 2006 gesetzlich erlaubt. Ein Cannabis-Züchter gibt monatlich etwa dreimal soviel Geld für seinen Strom aus wie ein Durchschnittshaushalt, denn der Anbau des Rauschmittels frisst Energie: Die Pflanzen gedeihen nur unter der Wärme von 1.000-Watt-Energielampen, die 18 Stunden am Tag laufen müssen.
Hanfzucht feuergefährlich
Stromkunden mit verdächtig hohen Verbrauch bekommen seit dem vergangenen Jahr Besuch – von einem fünfköpfigen Inspektorenteam, zu dem ein Feuerwehrmann, ein Elektriker, ein Verwaltungsmitarbeiter und zwei Polizisten gehören. “Wir inspizieren zwischen 70 und 80 Häuser im Monat”, sagt Len Garis, der Feuerwehrchef von Surrey. Die Inspektoren prüfen zunächst, ob die Starkstromleitung gut isoliert ist und der Hauptschalter funktioniert. Bei der großen Mehrheit der besuchten Haushalte werden Probleme gefunden. Dann wird die Versorgung unterbrochen und kann nicht ohne Reparaturarbeiten wieder aufgenommen werden. Nach Angaben der Stadt ist die Brandgefahr im Haus eines Hanfzüchters 24 mal so hoch wie in einem Durchschnittshaushalt.
Inspektionen angekündigt
Die Aktivitäten gelten mitnichten der Kriminalitätsbekämpfung, sondern sollen die Sicherheit der Bürger gewährleisten, wie Rathaus-Mitarbeiter Joel Giebelhaus betont. Doch die Sicherheitsmaßnahme hat einen für die Behörden angenehmen Nebeneffekt: Seit Beginn der Inspektionen ist der private Anbau von Cannabis in Surrey und 14 weiteren Städten in British Columbia um 65 Prozent gesunken. Und das obwohl die Inspektoren bei ihren Einsätzen bisher kaum Pflanzen zu Gesicht bekommen haben: Das Gesetz verpflichtet die Teams dazu, ihren Besuch 48 Stunden vorher anzukündigen – genug Zeit, um verdächtige Spuren zu verwischen.
Einsatz von Sparlampen
Ohne weiteres wollen sich die Hanfkonsumenten in British Columbia nicht geschlagen geben: Die Züchter würden über kurz oder lang neue, energiesparende Methoden für den Anbau entwickeln, ist Marc Emery von der “BC Marihuana Party” überzeugt. Seine Organisation setzt sich für die Legalisierung von Haschprodukten ein. Im Fachhandel für Hydrokultur gebe es schon heute Lampen an, die 80 Prozent weniger Strom verbrauchen, sagt Emery. Damit hätten es die Hanfpflanzen auch ohne Energiefresser künftig gemütlich warm.
Artikel vom 15.11.2007, 08:56 | apa | cmw