Er hat eine wichtige Diskussion angestoßen – Drogenprohibition in Münster und der Polizeipräsident Wimber
Mit dem Versand des Buches Rauschzeichen fing es an, und dann bekam der Deutsche Hanf Verband eine Stellungnahme des Polizeipräsidenten in Münster, dass er die Verbote rund um Drogen nicht sinnvoll findet. Er muss es wissen – er ist schon 12 Jahre im Amt.
Echo schreibt: Die Äußerungen von Polizeipräsident Hubert Wimber zum Thema Cannabis sorgen in Münster weiter für die unterschiedlichsten Reaktionen.
Wie wenig Ahnung die münstersche CDU etwa von der Arbeit von Polizeipräsident Hubert Wimber hat, merkt man an den vorwürfen, die ihm gemacht werden: „eine gefährliche Verharmlosung des Drogenkonsums“ und „Cannabis ist eine klassische Einstiegsdroge, das lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagte der CDU-Kreisvorsitzende Stefan Weber Da kommen Grüne und Linke, sogar die SPD in dieser Diskussion besser davon:
„Die Kriminalisierung von Konsumenten, wie sie gerade durch die ausgesprochen niedrige Menge, die man in Nordrhein-Westfalen besitzen darf, verstärkt wird, führt letztlich dazu, dass viele Jugendliche mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Außerdem kann so kein wirksamer Verbraucherschutz greifen“, fügt GAL-Ratsherr Carsten Peters hinzu. „Wir brauchen eine Kehrtwende – eine Kehrtwende, die Aufklärung favorisiert, zudem den verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit fördert“, spricht sich Peters für ein Umdenken aus.
Zusätzlich benötige man man politische Rahmenbedingungen, die jugendtypische Verhaltensweisen von illegalen Märkten abkoppele. Vernünftige, sachliche Cannabis-Politik dürfe das Gefährdungspotenzial dieses Rauschmittels nicht verharmlosen. Ähnlich wie bei Alkohol und Tabak müsse die Entkriminalisierung zusammengehen mit Programmen zum Jugendschutz, zur Prävention und zur Schadensminderung, unterstreichen Klein-Schmeink und Peters.
SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Anna Boos dem Thema an sich wenig zuträglich. „Insbesondere der CDU-Vorsitzende Stefan Weber offenbart mit seiner Kritik am Polizeipräsidenten wenig Fachkenntnis. So ist es doch mittlerweile Allgemeinwissen, dass bei Jungen der Alkohol und bei Mädchen Arzneimittel die klassischen Einstiegsdrogen sind, Gerade in den Berufsgruppen, die sich Tag für Tag mit der Problematik des Drogenkonsums beschäftigen, thematisieren viele die Legalisierung des Cannabis-Konsums“, weiß Boos.
Ralf Bolhaar von der Aids-Hilfe Münster möchte ich dazu, weiter unten im Originalartikel, dazu zu Wort kommen lassen:
Darf Hubert Wimber als Polizeipräsident sich öffentlich kritisch zur Strafverfolgung von Cannabis-Konsumenten äußern? Die von ihm angestoßene Diskussion zur Drogenpolitik ist auf jeden Fall sinnvoll – sofern es um die Sache geht und nicht um Herrn Wimber.
Als Mitarbeiter der Aids-Hilfe habe ich mit Schülern in Präventionsprojekten die Erfahrung gemacht, dass sie sich mehr für die gesundheitlichen Auswirkungen von Drogenkonusm interessieren und die gesetzlichen Regelungen oft nicht nachvollziehen können. Warum sind Alkohol und einige bewusstseinsverändernde Medikamente legal und z . B. Cannabis verboten? Warum ist der Konsum rechtlich in Ordnung, der dafür notwendige Besitz aber nicht.Wenig hilfreich ist es den uralten und längst widerlegten Mythos von Cannabis als Einstiegsdroge wieder aufleben zu lassen. Trotz einer Zunahme des Cannabis-Konsums ist die Zahl der Heroinsüchtigen tendenziell rückläufig. Auch ein kausaler Zusammenhang der Konsummuster lässt sich wissenschaftlich nicht herstellen. Dann müsste man Alkohol, Kaffee und Süßwaren auch als mögliche Einstiegsdrogen in Betracht ziehen.
Dass Strafverfolgung den Drogenkonsum nicht reduziert ist nun wirklich keine neue Erkenntnis, die Aussage von Herrn Wimber daher wenig revolutionär. Oder glaubt tatsächlich jemand, dass plötzlich mehr gekifft wird, weil der Polizeipräsident Zweifel am Erfolg der polizeilichen Maßnahmen äußert. Immerhin verfügt er über langjährige Erfahrungen und wird gute Gründe für seine kritische Haltung haben.
Warum also nicht über neue Wege in der Drogenpolitik nachdenken? Eine gesundheitspolitische Ausrichtung der Drogenpolitik könnte frischen Wind in die Präventionsarbeit bringen. Meine Erfahrung aus Gesprächen mit jungen Menschen ist: Das Wissen über die gesundheitlichen Folgen der Sucht wirkt oft abschreckender als die Angst vor juristischen Konsequenzen.